Alfred Lansburghs Grabstätte

Alfred Lansburgh wurde am 14. September 1937 auf dem Städtischen Friedhof Eisackstraße in Schöneberg nahe der Maxstraße begraben. Aufgrund der Pläne der Nationalsozialisten für die „Welthauptstadt Germania“ wurde 1939 ein Teil des Friedhofs auf verschiedene Friedhöfe verlegt. In diesem Zusammenhang wurde Lansburgh auf den Wilmersdorfer Waldfriedhof Stahnsdorf umgebettet. Dort befindet sich sein Grab bis heute.

Der Friedhof ist zum Teil verwildert und Lansburghs Grab befindet sich am Rande des Felds M unbezeichnet zwischen zwei Gräbern mit größeren Grabsteinen.

Alfred Lansburgh und die Gründung der Bankakademie

1899 übernahm Alfred Lansburgh für den „Verein der Bankbeamten in Berlin“ den Vorsitz einer Kommission, die damit beauftragt war, Fachkurse für die Weiterbildung von Bankbeamten einzurichten. Diese Fachkurse begannen im Herbst 1899 und wurden später vom Centralverband des deutschen Bank- und Bankiergewerbes unterstützt. Lansburgh war auch als Dozent im Rahmen der Fachkurse tätig. 1901 gab er den Vorsitz an Gerg Obst ab, der die Kurse bis 1910 organisierte. Diese später „Fachschule“ genannten Kurse wurden 1911 in die „Bankakademie“ umgewandelt, womit sich der Anspruch an höhere Anforderungen verband.

Die heutige „Bankakademie“ bzw. seit 2007 „Frankfurt School of Finance & Management“ beruft sich historisch nur auf die 1957 u.a. von Reinhold Sellien durch den Gabler Verlages in Wiesbaden gegründete Bankakademie, obwohl die Tradition „wissenschaftlich gebildete Praktiker“ unter den Namen „Bankakademie“ auszubilden, eben auf das Jahr 1899 bzw. 1911 zurückgeht.

Sellien hatte ab 1952 zudem die „Briefe eines Bankdirektors an seinen Sohn“ als Ausbildungsformat von Lansburgh für seine Zeitschrift „Der Bankkaufmann“ kopiert.

Lansburgh zur Hyperinflation im August 1923

Folgender Artikel von Lansburgh erschien am 21. August 1923 in der Berliner Börsen-Zeitung und setzt sich mit den diskutierten Lösungsansätzen der Inflation auseinander.

Reform oder Experiment?

Einsicht und guter Wille ringen heute in Deutschland mit der Not. Die Erkenntnis, daß der Geldentwertung Einhalt getan werden muß, und der dringende Wunsch, den einzelnen wie die wirtschaftende Gesamtheit aus der Umklammerung des Währungselends zu befreien, prallen immer wieder mit der Staatsnotwendigkeit zusammen, den öffentlichen Haushalt um den Ruhrkampf mit der Notenpresse zu finanzieren. Ein Mittel, dieser verhängnisvollen, ja verbrecherischen Art der Geldbeschaffung ein Ende zu machen, bietet sich nicht; die Methode ist nun einmal von den außen- wie innenpolitischen Programm bedingt, das die neue Regierung von ihrer Vorgängerin übernommen hat. Auch die kühnste Hoffnung erhobt sieh daher nicht höher als bis zur Verlangsamung des Inflationstempo. An die Möglichkeit, die Inflation zum Stillstand zu bringen, glaubt niemand. Und so beschränkt sich alles Streben darauf, die Faktoren der privaten und öffentlichen Wirtschaft immun gegen die erste und sichtbarste Wirkung der Inflation, gegen den Geldverfall, zu machen. Der Unternehmer kämpft um den wertbeständigen Preis, der Arbeiter um den wertbeständigen Lohn, der Sparer um die wertbeständige Rente, der Staat um die wertbeständigen Abgaben. Daneben will die soziale Forderung, daß den Massen der Lebensbedarf nicht bis zur Verelendung verteuert werde, verwirklicht sein, und auch das ethische Postulat, daß die Geldentwertung nicht den einen auf Kosten des andern bereichern dürfe, pocht auf Erfüllung. Kann man die Ursache nicht beseitigen, so will man die Wirkungen ausmerzen; kann man dem Geld-Verfall nicht Einhalt tun, so will man ihm seine zersetzenden Folgen nehmen und ihm so den Giftzahn ausbrechen.

Ist das möglich? Der Vorläufige Reichswirtschaftsrat hat die Frage in einer gemeinschaftlichen Sitzung des wirtschaftspolitischen und finanzpolitischen Ausschusses (vom 12. Juli) bejaht. ln einer Entschließung, bei deren Redigierung der jetzige Reichsfinanzminister Hilferding Pate gestanden hat, wird zwar der Meinung Ausdruck gegeben, daß nur die Stabilisierung der Währung durch Herstellung des Gleichgewichts im Etat das Endziel aller Maßnahmen sein könne. ln der Zwischenzeit aber, so glaubt der Reichswirtschaftsrat, lassen sich die wirtschaftlichen und sozialen Erschütterungen, die der fortschreitende Währungsverfall auslöst, beseitigen, und zwar mit Hilfe eines Systems ineinandergreifender wirtschafts- und finanzpolitischer Mittel. Als solche Mittel sieht er an: In erster Linie die Anpassung der Steuern und Tarife an die Geldentwertung und die Einhebung von Zuschlagssteuern. Sodann der Übergang zur Goldrechnung seitens des Reiches, der Länder und der Gemeinden, unbeschadet der Beibehaltung der Papiermark als Zahlungsmittel. In Verbindung hiermit eine grundlegende Änderung der Reichsbankpolitik, die sich auf den Geldwechsel, das Goldkonto und das Devisendeposit umzustellen habe, auf das letzter zu dem ausgesprochenen Zweck, die (zweimal mißglückte) Markstützungsaktion fortzusetzen. Endlich die Einführung wertbeständiger Löhne und Gehälter, zunächst auf der Grundlage von Indexziffern.

Das ist zugleich ein finanzielles, soziales, ethisches und Währungs-Programm. Es will den öffentlichen Verbänden einen Teil der Mittel liefern, die bisher durch die Notenpresse beschafft wurden, also den Gang der Inflation verlangsamen. Es will ferner für alle Volksklassen, zum mindesten für alle „produktiven“ Volksklassen, den Vermögens- und Einkommenssehwund beseitigen, den die Notenpresse über sie verhängt. Es will auf der andern Seite der Bereicherung privilegierter Kreise durch das automatische Einschrumpfen der ihnen gewährten Papiermark-Kredite ein Ende machen. Und schließlich soll durch die Gesamtheit der vorgeschlagenen Mittel, zu denen sich noch eine langfristige Goldanleihe, gesellt, der späteren Rückkehr zur Goldwährung der Weg geebnet werden.

Was nun zunächst die finanzielle und soziale Seite dieses Programms angeht, so fällt es auf, daß die Inflation hier als eine Art Naturereignis behandelt wird, dessen verderblichen Wirkungen man sich durch eine geeignete Prophylaxis entziehen kann. Während die Aufblähung des nationalen Zahlungsmittel-Umlaufs doch in Wirklichkeit eine politische Zweckmaßnahme zur Erzielung eines ganz bestimmten finanziellen Zwecks ist: Das Reich bedient sich (durch Vermittelung der „autonomen“ Reichsbank) des Instruments der Notenpresse in der Absicht, seinem Haushalt Geldmittel zuzuführen, welche die Wirtschaft ihm versagt. So lange die Volksgemeinschaft sich weigert, dem Reiche die für eine bestimmte Politik notwendigen Summen zu liefern, das heißt, Teile ihrer eigenen Kaufkraft dem Reiche zu freier Verwendung zu überlassen, zieht das Reich die ihm vorenthaltene Kaufkraft mit Gewalt an sich. Es unterwirft das Geldwesen einem Galvanisierungsprozeß, der ihm selbst einen gehaltvollen Niederschlag verschafft, der Verkehrswirtschaft aber ein entsprechend verdünntes Residuum zurückläßt. Die Inflation läuft also auf eine fortlaufende Beschlagnahme hinaus. Eine solche Beschlagnahme ist aber nicht denkbar, ohne daß die beschlagnahmte Kaufkraft an irgendwelchen Stellen der Wirtschaft fehlt. Einkommen und Vermögen der Bevölkerung als Ganzes müssen notwendig eine Minderung erfahren, und da die Minderung sich nicht als Verkleinerung der Geldmenge äußert, so muß sie sich notwendig als Teuerung und verringerte Konsumkraft äußern. Kein Kunstgriff kann die Minderung aus der Welt schaffen, so lange die Inflation, d. h. die Beschlagnahme von Kaufkraft, ihren Fortgang nimmt. Man kann sie nicht beseitigen, sondern immer nur abwälzen: durch die Goldrechnung auf diejenigen Kreise, die noch in Papiermark rechnen, durch die Geldlöhne auf alle diejenigen. die ein nicht valorisiertes Einkommen beziehen, oder auf solche, die zwar nach dem Goldindex, aber nach einer herabgesetzten Grundzahl entlohnt werden, weil die Wirtschaft unter der Herrschaft der Inflationsbeschlagnahme voll valorisierte Löhne nicht zahlen kann; durch Goldtarife auf die breite Allgemeinheit die ihren Konsum an anderer Stelle entsprechend einschränken muß. Der soziale Zweck der vom Reichswirtschaftsrat vorgeschlagenen und von der gegenwärtigen Regierung im wesentlichen Übernommenen Reform ist also nicht erfüllbar, weil die Vorteile, die für einzelne Volksklassen etwa daraus entspringen, notwendig zu Lasten anderer Volksklassen gehen.

Nicht besser steht es um den finanziellen Teil der Reform. Das Reich hat in immer steigendem Maße seine Zuflucht zur Notenpresse nehmen müssen, weil es aus Gründen der inneren und äußeren Politik seinem Haushalt Lasten aufgebürdet hat, die von der Wirtschaft selbst in ihrer starken Vorkriegs-Verfassung nicht hätten getragen werden können. Die Verelendung breiter Massen der Bevölkerung und der allgemeine Rückgang des Wohlstandes sind ja nichts andere als der sinnfällige Ausdruck für die Tatsache, daß die Volksgesamtheit die fortgesetzte, von der Notenpresse herbeigeführte Beschlagnahme von Einkommens- und Vermögensteilen nicht aushalten kann. Wird nun fortan die Beitreibung nicht mehr ausschließlich auf dem dunklen Wege der Geldmanipulation, sondern zum Teil auf dem ehrlicheren Wege der Steuerpolitik betrieben, so ändert das an der Tatsache der faktischen Untragbarkeit der Gesamtlast nicht das Mindeste. Auch wenn eine gerechtere Verteilung der Last erfolgt — was noch keineswegs ausgemacht ist — bleibt das Mißverhältnis zwischen der Leistungsfähigkeit einer durch vieljährige Inflation geschwächten Wirtschaft und den ihr zugemuteten Opfern doch unvermindert bestellen. So richtig der Leitsatz des Reichswirtschaftrats ist, daß die Herstellung des Gleichgewichts im Etat das erste Erfordernis jeder Reform sein muß, so irrig ist die Ansicht, daß das Gleichgewicht von der Einnahmenseite her erzielt werden könne. Nur ein energischer Abbau auf der Ausgabenseite kann zum Ziele führen, wobei die Frage, inwieweit sich ein solcher Abbau mit der gegenwärtigen Politik vereinbaren läßt, hier nur aufgeworfen, nicht beantwortet werden soll.

Der beachtenswerteste Teil der Reformvorschläge des Reichswirtschaftsrat ist der währungspolitische. Die Einführung von Goldkonten bei der Reichsbank, sei es auf Grund von Papiermark-Einzahlungen, sei es gegen — freiwillige oder erzwungene — Devisen-Einlieferung ist der erste Schritt in der Richtung einer Rückkehr zur Goldwährung. Tut die Reichsregierung diesen Schritt nicht, indem sie parallel zur Papierwährung, die sie vorerst noch nicht entbehren kann, eine Goldgirowährung einführt, so beschreitet die Privatwirtschaft von sich aus diesen Weg, indem sie sich ein vom Reich unabhängiges wertbeständiges Zahlungsmittel schafft: Ansätze in Gestalt von Gold- und Valutenkonten bei den Großbanken sind bereits vorhanden, der Fortgang durch Einrichtung einer Art Girobank, unter Umständen im Auslande, wäre nur eine Frage der Zeit, und zwar einer kurzen Zeit. Das Reich handelt also grundsätzlich richtig, wenn es die Initiative ergreift. Es ist heute dazu imstande, da es noch immer über einen unbelasteten Goldbestand bei der Reichsbank von rund einer halben Milliarde Goldmark verfügt, der eine hinreichende, vielleicht sogar volle Deckung für alle aus Papiermark-Einzahlungen entstehenden Goldforderungen bilden würde. Guthaben, die aus Devisen-Einlieferung zur Entstehung kämen, brächten ihre Volldeckung selbst mit, da die hergegebenen Devisen sich ohne weiteres in Gold umwandeln lassen würden.

In diesen gesunden Grundgedanken worden aber sofort mehrere Breschen geschlagen, und zwar dadurch, daß die neue Goldgirowährung nicht Selbstzweck sein, sondern im Dienst von allerlei Spezialbestrebungen stehen soll. Das Gold der Reichsbank und die zur Einlieferung kommenden Devisen sollen nach Plänen, die in Anlehnung an die Entschließung des Reichswirtschaftsrat im Wirtschaftsministerium entstanden sind, ihrer normalen Zweckbestimmung, die neuen Goldkonten — und späterhin ein neues Zeichengold — zu decken, entzogen und zur Fortführung der Markstützungsaktion benutzt werden. Die neue Währung soll also die Mittel zur Rettung der alten Währung liefern. Dadurch untergräbt sie sich aber selbst schon im Moment ihres Entstehens. Selbst wenn man gemäß dem alten Prinzip der Dritteldeckung, einen Teil der Gold- und Devisenbestände für die Sicherung der neuen Goldkonten reservieren würde, wäre die Wertbeständigkeit dieser Konten, also der Goldgiroguthaben, in Frage gestellt. Denn wenn auch eine alte, anerkannte Goldwährung auf Grund des Vertrauens, das sie im Volke genießt, mit einer Teildeckung sehr wohl auskommen kann, so gilt das doch nicht von einer neugeschaffenen Währung, die zunächst das durch jahrelange Mißwirtschaft gezüchtete Mißtrauens des Verkehrs zu überwinden hat. Sie bedarf, um wertbeständig zu sein, entweder einer Vollgolddeckung, im vorliegenden Fall also der Intakterhaltung der noch vorhandenen Reichsbankschatzes und der eingelieferten Devisen oder einer elastischen Goldpolitik, die durch freigebige Übergabe von Gold und Devisen zu Exportzwecken – unter gleichzeitiger Löschung entsprechender Goldkonten – die Menge des neuen Goldgirogeldes dem Verkehrsbedürfnis angepaßt und seine börsenmäßige Bewertung im Ausland am Sinken hindert.

Mit einer solchen elastischen Goldpolitik vertragen sich aber die Pläne nicht, die im Reichwirtschaftsministerium ausgearbeitet worden sind. Danach sollen dem Golde und den Devisen, die man statt zu Deckungszwecken für die Zwecke der Papiermark-Stützung verwenden will, Goldwechsel substituiert werden. Denn man will den Papiermark-Kredit der Reichsbank, den man auch „Bereicherungskredit“ nennt, aus den früher erwähnten ethischen Gründen durch den Goldmark-Kredit ersetzen. Jedes zur Entstehung kommende Goldkonto soll ohne weiteres zur Inanspruchnahme eines Wechselkredites in Goldgirowährung berechtigen, was anscheinend als Anreiz für die Devisen besitzenden Kreise gedacht ist, die man so zur Hergabe ihrer Devisen und Valuten veranlassen will. Das ist aber nichts anderes als der Keim zu einer neuen Inflation. Der Prozeß, der sich in den Anfängen der Geldaufblähung bei der Papiermark abgespielt hat, würde sich bei der Goldgiromark wiederholen, diesmal aber nicht zugunsten des Staats, sondern der Privatwirtschaft. Es ist freilich anzunehmen, daß die „brutale“ Steuerpraxis, die man der Wirtschaft gegenüber anwenden will (statt den Ausgleich des Etats von der Ausgabenseite her vorzunehmen), sich nicht durchführen lassen wird, ohne daß man Industrie, Handel und Gewerbe mit großen Krediten zu Hilfe kommt. Das würde aber nur beweisen, daß man der Wirtschaft Lasten auferlegt, die sie nicht tragen kann, und obenein die neue Goldgirowährung schon im Entstehen ruinieren. Das letztere ist um so mehr zu befürchten, als man in Konkurrenz mit den Goldkonten noch ein weiteres „Goldgeld“ einführen will, nämlich die unverzinslichen kleinen Abschnitte der neuen, eben jetzt zur Ausgabe kommenden Goldanleihe, die nach übereinstimmenden Äußerungen der Herren Stresemann und Hilferding als Zahlungsmittel gedacht sind. Es ist unvermeidlich, daß die schwankende Bewertung dieses letzteren, metallisch ungedeckten Zahlungsmittels die Einschätzung des zwar besser, aber dennoch unzureichend gedeckten Goldgirogeldes schädlich beeinflußt.

Daß durch die verschiedenen „wertbeständigen“ Geldarten, die man jetzt einführen will, der Verkehrsradius der Papiermark weiter erheblich verkürzt und ihre Geltung noch weit unter den durch den Inflationsgrad gerechtfertigten Stand heruntergedrückt werden wird, ist eine Nebenwirkung der Geldreform, die nicht ernst genug genommen werden kann. Nicht nur, daß die von der Goldmark ausgeschlossenen Kreise durch das weitere Sinken der aus weiten Verkehrsgebieten verdrängten Papiermark in verstärktem Maße enteignet werden, daß also die aus sozialen Erwägungen entsprungene Reform höchst unsoziale Wirkungen auslösen muß — es erwächst hier auch der neugeschaffenen Goldmark in ihren beiden Spielarten eine ganz außerordentliche Gefahr. Es wird sich in Deutschland das wiederholen, was sich in Rußland abgespielt hat und noch abspielt: Das Reich, das die Kaufkraft seiner Markzettel dem Nullpunkt immer näher kommen sieht, wechselt die Walzen der Notenpresse aus und beginnt statt der fast wertlosen Papiermark allgemach „Goldmark“ zu drucken oder drucken zu lassen. Da Not kein Gebot kennt, sind die erforderlichen Gesetzesänderungen schnell vorgenommen.

Nach alledem kann man dem „Reichsverband des deutschen Einfuhr- und Ausfuhrhandels“ nur zustimmen, wenn er die Währungsreform in ihrer vorliegenden Gestalt und insbesondere das Goldkonto verurteilt und an die Regierung die Mahnung richtet, doch endlich mit dem Experimentieren aufzuhören.

Missbräuchliche Verwendung von Alfred Lansburghs Text “Vom Gelde” (1921/23)

In den letzten Jahren hat es mehrfach Neuausgaben von Lansburghs „Vom Gelde“ gegeben (Kopp Verlag, Nikol Verlag, basis Verlag). 

Der Kontext ist jedoch nicht unproblematisch: So bewarb die Kent-Depesche das Buch mit den Worten: „Mein Insider-Tipp schlechthin zum Thema! Wer WIRKLICH verstehen will, was Geld ist, hier findet er eine verständliche und glasklare Antwort wie nirgendwo sonst. Phänomenal!! Briefe eines jüdischen Bankdirektors an seinen Sohn.“ (Kent-Depesche „mehr wissen – besser leben“ Nr. 39/2001)

Die Kent-Depesche wird im „Sabine Hinz Verlag“ herausgegeben, der seit Jahren im Verfassungsschutzbericht des Landes-Baden-Württemberg als Teil der Scientology-Organisation geführt wird und dem Kontakte in die rechtsradikale Szene nachgesagt werden. In der gleichen Ausgabe der Kent-Depesche wird zudem Gottfried Feders „Der Staatsbankrott, Die Rettung“ (1919) empfohlen.

Auch irritiert die Betonung des „jüdischen“ Bankdirektors. Es wird der Anschein erweckt, als würde mit Lansburgh ein Bankdirektor als Insider aus einer jüdischen Verschwörung berichten.

Die Ausgabe „Vom Gelde“ des Kopp-Verlags aus dem Jahr 2016 wirbt mit der Aussage aus der Kent-Depesche auf dem Rückumschlag, wodurch Lansburgh, das Opfer des Nationalsozialismus, nun im Kontext von Scientology, Antisemitismus und Erich von Däniken präsentiert wird.

Hier können Sie Lansburghs Text (1. Teil des “Wesen des Geldes”) völlig kostenfrei ansehen:

Kommentierte Bibliographie von Alfred Lansburgh

Eine vollständige Bibliographie der Schriften von Alfred Lansburgh ist leider nicht zu erstellen: Er hat nicht nur große Mengen an Texten geschrieben, sondern diese erschienen auch in einer hohen Anzahl an Publikationsorganen und zudem häufig anonym. Daher ist ein Hinweis auf noch nicht aufgeführte Texte jederzeit herzlich willkommen!

Die Bank

Insgesamt sind von Alfred Lansburgh 714 Aufsätze in der BANK zwischen 1908 und 1935 erschienen, die in den ersten Jahren manchmal anonym waren, ihm aber aus dem Kontext zugeordnet werden können.[1] Die Auflistung steht unter:
https://www.lansburgh.de/verzeichnis-aller-aufsaetze-in-der-bank-zwischen-1908-und-1934/

Ratgeber auf dem Kapitalmarkt

Lansburgh war von 1903 bis Herbst 1907 als Redakteur und ab April 1908 bis März 1913 als Herausgeber des „Ratgebers auf dem Kapitalmarkt“ tätig. Die Artikel sind alle anonym, sodass sich die Texte leider nicht auf Autoren zuordnen lassen.

„Briefe eines Bankdirektors an seinen Sohn“ (unter dem Pseudonym Argentarius)

Diese Briefe des Bankdirektors Argentarius an seinen Sohn James begannen als Kolumne im „Ratgeber auf dem Kapitalmarkt“ von Ende 1908 bis 1913. Ab Juni 1909 wurden gesammelte Briefe als Sonderdrucke verkauft. Das Format hat Lansburgh immer wieder aufgegriffen: Zum einen für seine in den 1920er Jahren herausgegeben Schriften, die in einer Reihe von 10 Bänden grundlegende Themen der Volkswirtschaftslehre bearbeitet haben. Zudem erschienen die Briefe auch in der „Chronik“ von 1924 und in der BANK zwischen 1930 bis 1933.

Gesammelte Kolumnen aus dem „Ratgeber auf dem Kapitalmarkt“

  • Briefe eines Bankdirektors an seinen Sohn, 1. Band, umfassend die Zeit von Dezember 1908 bis März 1909, Berlin: Bank Verlag, 1909
  • Briefe eines Bankdirektors an seinen Sohn, 2. Band, umfassend die Zeit von April 1909 bis Januar 1910, Berlin: Bank Verlag, 1910
  • Briefe eines Bankdirektors an seinen Sohn, 3. Band, umfassend die Zeit von Februar 1910 bis März 1912, Berlin: Bank Verlag, 1912

Die Briefe wurden für diese Veröffentlichung leicht verändert.

„Briefe eines Bankdirektors an seinen Sohn“ als Form für Monographien (1921-1931)

  • Vom Gelde (1921) 
    • Diese Briefe wurden auch in der Neue Hamburger Zeitung und Handelsblatt (1921) abgedruckt
  • Valuta (1921)
  • Alte Briefe (Auswahl von Briefen aus den Jahren 1908 bis 1912) (1922)
  • Die Börse (1922)
  • Die Notenbank (1922)
  • Währungsnot, Bilder aus einem geldkranken Lande (1923)
  • Die Kreditbank, 2 Teile (1924)
  • Das Kapital (1930)
  • Die Arbeit (1931)

Sammlungen und Neuherausgaben

  • Das Wesen des Geldes: Briefe eines Bankdirektors an seinen Sohn, Berlin: Bank Verlag, 1923
  • Briefe eines Bankdirektors an seinen Sohn, 2 Bände, Berlin: Bank Verlag, 1924
  • Briefe eines Bankdirektors an seinen Sohn: Einblicke in das Bank-, Finanz- u. Börsenleben, Berlin: Bank Verlag, 1930
  • Vom Gelde, Briefe eines Bankdirektors an seinen Sohn, Layout von Heinz Edelmann, Hamburg: Verlag der Sammlung Bokelberg, 1982
  • Vom Gelde: Briefe eines Bankdirektors an seinen Sohn, Hamburg: Nikol, 2011
  • Vom Gelde: Sammelband mit drei Büchern: Vom Gelde, Valuta, Währungsnot, 2. Auflage, Rohrau: basis-Verlag, 2011
  • Vom Gelde: Briefe eines Bankdirektors an seinen Sohn, Rottenburg: Kopp Verlag, 2016
  • Übersetzungen der „Briefe“
    • Norwegisch (1923-1924)
    • Polnisch (1923)
    • Schwedisch (1922)
    • Japanisch (1922)
    • Niederländisch (1922-1925)

Nachahmer und Antworten

  • Diehl, Paul (1927): Die Briefe das Bankdirektors Argentarius beantwortet von seinem Sohn, Vom Gelde, Kaiserslautern: Spectatorverlag, 1927
  • Sellien, Reinhold (1955): Briefe eines Bankdirektors an seinen Sohn, Wiesbaden: Gabler, 1955 
    • Im Vorwort stellt sich der Autor in die Tradition der „Plutus-Briefe“ (Plutus-Briefe : zur Heranbildung leitender Bankbeamten, 1924-1934) und erwähnt die Zeitschriften Bank-Archiv und die von „Lansbourgh (sic!) herausgegebene ‚Bank‘“ als zu langweilig für Auszubildende (S. 7f), obwohl er das Format der „Briefe“ unkommentiert daraus entnimmt.
    • Basis sind Kolumnen aus der Zeitschrift „Der Bankkaufmann“ zwischen 1952-1969

Die Chronik

In der nur sechs Wochen (April/Mai 1924) lang erschienenen Zeitung ist ein hoher Anteil an Artikeln durch Lansburgh zu vermuten: Manche Artikel sind offiziell mit seinem Namen gekennzeichnet (insb. Leitartikel und Auszüge von Texten aus DER BANK). Dazu kommen Artikel mit der Kennuechung „A. L.“, die „Briefe eines Bankdirektors an seinen Sohn“ von Argentarius (die zu dieser Zeit nicht mehr im „Ratgeber“ und noch nicht in der BANK erschienen) und kleine Theater-Stücke unter dem Namen Neander oder Jean Jacques (vermutlich Anspielung auf Rousseau).

Als Sonderdrucke herausgegebene Aufsätze aus der Zeitschrift DIE BANK im Bank Verlag

  • Das deutsche Bankwesen, mit einer vergleichenden Statistik der Bilanzen aller deutschen Aktienbanken in den Jahren 1857-1872-1907/8, 1909
  • Die Verwaltung des Volksvermögens durch die Banken, Flugschrift zur Bankenenquete, 1908
  • Depositen und Spargelder, Drei Aufsätze zur Bankenquete, 1910
    • Rezensiert von Schumpeter, Joseph im Archiv für Sozialwissenschaft und Socialpolitik, 1910, S. 297: „Der Grundgedanke des Verfassers aber, daß ‚der Wille des Eigentümers maßgebend für die Art der Anlage des Geldes sein muß‘ (p.33), daß überhaupt in der Regelung der Verwendung der ‚fremden Gelder‘ der Angelpunkt des Problems liegt, scheint mir nicht unbestreitbar und wegen seiner bestechenden Plausibilität nicht ungefährlich zu sein. Es kann leicht zum Schlagwort werden und dann viele weiter führen, als der Verfasser es wünscht.“
  • Die Kriegskostendeckung und ihre Quellen, 1915
    • Rezensiert von Edmund Herzfelder (1916) im Weltwirtschaftliches Archiv, 8. Band, 1916, S. 182-183: „Das Schlußkapitel dieser Abhandlung, das den inneren Zusammenhang zwischen Kostendeckung und Geldtheorien behandelt, bildet den interessantesten Teil des Buches. Der Verfasser hebt treffend die Entstehung des erhöhten Notenumlaufs, sowie deren übliche Folgen im Frieden hervor, auch ist die Währung auf metallistischer und chartaler Grundlage klar veranschaulicht; allein hinsichtlich der Übertragung dieser Theorien auf die Kriegszeit können wir ihm nicht beipflichten, da die Knappheit der Warenvorräte in erster Linie einen erhöhten Notenumlauf bedingt und nicht umgekehrt. Mangel an Ware ist hier die treibende Kraft, nicht Entwertung, sondern Wertverminderung des Geldes die Folgeerscheinung.“ 

Veröffentlichungen bei anderen Verlagen

  • Zur Börsengesetz-Reform, Vortrag gehalten am 6. December 1901 in der Börse zu Berlin, Berlin: Schmitz & Bukofzer, Berlin, 1902
  • Die Massnahmen der Reichsbank zur Erhöhung der Liquidität der deutschen Kreditwirtschaft, Stuttgart: Enke, 1914
  • Der internationale Kapitalmarkt im Kriege und nach dem Kriege, Finanzwirtschaftliche Zeitfragen, in der Reihe Finanzwirtschaftliche Zeitfragen (Schanz, Georg von / Wolf, Julius), 27. Heft, Stuttgart: Ferdinand Enke, 1916
    • Rezensiert von Arthur Cohen (1917) im Finanz Archiv, 34. Jahrgang, 1917, S. 397-398: “Ich bestreite die Richtigkeit der neu-merkantilistischen Vorstellungen, dass es eine Organisation gibt, die in der Lage ist, das Kapital bewusst zu konzentrieren und zu verteilen, oder dass man dem Staate eine Schuld beimessen kann, wenn das nationale Kapital unvorteilhafterweise ins Ausland fliesst, obwohl im Inland alle natürlichen Vorbedingungen für eine gewinnbringende Produktion gegeben sind” „Die Leser einer finanzwissenschaftlichen Zeitschrift wird auch interessieren, dass Lansburgh apodiktisch erklärt: Jede Steuerlast, durch welche eine Industrie gegenüber einer anderen, ausländischen, in Nachteil gesetzt wird, löst das Korrektiv aus, das im Gefolge einer Belastung durch Lohnerhöhung aufzutreten pflegt: organisatorische und technische Neuerungen gleichen die Mehrlast bis zu einem gewissen, meist sehr hohen Grade aus. Da wäre es ja in der Tat höchst einfach, zugleich Industriepolitik und Finanzpolitik zu treiben! Wozu hat nun eigentlich Roscher mit seinem „Relativitätsprinzip“, wozu hat die ganze historische Schule gewirkt?“ „Trotz dieser Ausstellungen kann die Schrift des verdienstvollen Herausgebers einer geistreichen Zeitschrift, der so gerne eigene Wege geht, zur Lektüre empfohlen werden. Die ‚Stoffhuber‘ werden daraus lernen, die ‚Sinnhuber‘ durch Widerspruch angeregt.“
  • Zur Systematik der Preisbildung an der Effektenbörse, Stuttgart: Enke, 1917
  • Die finanziellen Bestimmungen des Friedensvertrags, In: Deutsche Weltwirtschaftliche Gesellschaft (1921): Der Friedensvertrag und Deutschlands Stellung in der Weltwirtschaft, Berlin: Springer, 1921, S. 177-193
  • Der gerechte Preis, In: Weltbühne, 19/I, Nr.16, 19.04.1923, S.440 (als Argentarius und als „Brief“)
  • Die Politik der Reichsbank und die Reichsschatzanweisungen nach dem Kriege, In: Schriften des Vereins für Sozialpolitik, Band 166, Teil II, 1924
  • Inflation, In: Obst, Georg (1922): Das Buch des Kaufmanns, 6. Auflage, Band 1, 1922, S. 458-469
  • Inflation, In: Obst, Georg (1928): Das Buch des Kaufmanns, 7. Auflage, Band 1, 1928, S. 448-464
  • Die Internationale Bank und das Goldclearing, In: Welter, Erich et al. (1929): Die Reparationsbank: Kritische Betrachtungen, Frankfurt: Societäts-Druckerei, 1929, S. 42-47
  • Die Finanzierung des Kapitalbedarfs der Mittel-und Kleinindustrie, In: Harms, Bernhard (Hrsg.) (1931): Kapital und Kapitalismus: Vorlesungen gehalten in der Deutschen Vereinigung für Staatswissenschaftliche Fortbildung, Band 2, Berlin: Hobbing, 1931, S. 134-147
  • Kunnen Banken Credite „scheppen“?, In: De Telegraaf, 27.12.1936
  • Konjunktur-Politik, 1937, liegt nur als Manuskript vor, vermutlich unveröffentlicht
    https://www.lansburgh.de/konjunktur-politik-1937/

Rezensionen

  • Heyn, Otto: Unser Geldwesen nach dem Kriege, In: Weltwirtschaftliches Archiv, 10. Band, 1915, S. 126 – 128
  • Esslen, J. B. / Liefmann R. / Singer K.: Drei Vorträge zum Geld- und Währungsproblem, In: Weltwirtschaftliches Archiv, 13. Band, 1918, S. 491-492
  • Moll, Bruno: Die modernen Geldtheorien und die Politik der Reichsbank, In: Weltwirtschaftliches Archiv, 14.Band, 1919, S. 131-133
  • Dalberg, Rudolf: Die Entwertung des Geldes, In: Weltwirtschaftliches Archiv, 15. Band, 1920, S. 268-269
  • Lawrence, Joseph Stagg: Wall Street and Washington, In: Weltwirtschaftliches Archiv, 32. Band, 1930, S. 258-260
  • Feis, Herbert: Europe. The world’s banker 1870-1914. An account of European foreign Investment and the connection of world finance with diplomacy before the war, In: Weltwirtschaftliches Archiv, 34. Band, 1931, S. 90-92
  • Spalding, William F.: The London Money Market, In: Weltwirtschaftliches Archiv, 39. Band, 1934, S. 241

Publizierte Theaterstücke von Lansburgh (unter dem Pseudonym Neander)

  • Pascha, Komödie in 3 Akten, Bank Verlag, Jahr unbekannt
  • Imag: satyrisches Zeitbild in 3 Akten, Bank Verlag, 1922
  • Die Talsperre, Bank Verlag, 1923
  • Sokratische Gespräche, Bank Verlag, 1923
  • Aladin und die Wunderlampe, Bank Verlag, 1923
  • Das Pamphlet, Komödie in vier Akten, Bank Verlag, 1926
  • Die sechste Bitte, Drei Akte im Diesseits und eine Vorspiel im Jenseits, Bank Verlag, 1926
  • Lil Andersen, Bank Verlag, 1927
  • Die Venus von Zarna, Bank Verlag, 1927
  • Tugend (La vice de la virtue), Drei Masken Verlag, 1927
  • Olly, Komödie in 3 Akten (4 Bilder), Bank Verlag, 1928

Bücher andere Autoren im Bank Verlag während der Zeit von Lansburgh

  • Nussbaum, Arthur (1910): Unlautere Geschäftsformen im Bankiergewerbe (Bucketshop-System), 1910
  • Hultman, Ivar (1912): Die Centralnotenbanken Europas, Hauptzüge ihrer Organisation und Wirksamkeit, ins Deutsche übersetzt von W. Ch. Degen, 1912
  • Adreßbuch der Direktoren und Aufsichtsräte, Jahrgang 1932

[1] Nagel (1936) vermutet, dass auch die Rubrik „Umschau“ von ihm bestritten wurde (S. VII).